Trump verstehen, Europa stärken: Merz’ Mission im Weißen Haus (mit Cathryn Clüver Ashbrook)
Shownotes
Mit einem freundschaftlichen Plausch unter transatlantischen Partnern dürfte Bundeskanzler Friedrich Merz kaum rechnen, wenn er am 5. Juni im Oval Office von US-Präsident Donald Trump empfangen wird. Das Treffen gilt als erster Härtetest für eine Neuausrichtung der deutsch-amerikanischen Beziehungen.
Doch nicht nur hierzulande blickt man gespannt auf das Aufeinandertreffen der beiden Staatschefs. Schließlich geht es für Merz nicht nur um nationale Interessen, sondern auch darum, die Weichen für den NATO-Gipfel Ende Juni zu stellen – und Trumps Interesse an Europa aufrechtzuerhalten, insbesondere mit Blick auf die Ukraine.
Wie das gelingen kann und warum gerade das deutsch-amerikanische Verhältnis derzeit so belastet ist, darüber sprechen Martin Bialecki und Katharina Peetz in dieser Folge von „Pod und die Welt“ mit Cathryn Clüver Ashbrook, Senior Advisor im Programm „Europas Zukunft“ der Bertelsmann Stiftung.
Gast: Cathryn Clüver Ashbrook , Senior Advisor im Programm „Europas Zukunft“ der Bertelsmann Stiftung (@Cluverc)
Links und Empfehlungen aus der Folge:
- Das ist die interne Anti-Trump-Agenda von Merz und Macron, Jakob Hanke Vela und Moritz Koch, Handelsblatt, 3. Juni 2025.
- Doku über deutsche Staatsanwälte sorgt für Wirbel – auch in den USA, Eugen Epp, Stern, 18. Februar 2025.
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Transkript anzeigen
00:00:00: Der letzte Mensch, der mit Donald Trump spricht,
00:00:02: gibt vor, was im nächsten Pressstatement stattfindet.
00:00:06: Da hat Friedrich Merz Chancen.
00:00:08: Da sind wir wieder mit einer neuen Folge von "Pod und die Welt".
00:00:12: Ich bin Katharina Peetz.
00:00:13: Und ich war der Bialecki schön, dass Sie zu uns gefunden haben.
00:00:16: Seinen Geburtstag, den verbringt man oft gern mit seinen Freunden.
00:00:21: Und vor ein paar Jahren wäre für den US-Außenminister ein Treffen
00:00:24: an seinem Geburtstag mit dem deutschen Amtskollegen
00:00:26: wohl ein angenehmer Termin gewesen.
00:00:28: Der Antrittsbesuch von Johann Wadephul bei Marco Rubio am vergangenen Mittwoch
00:00:32: hatte aber eher den Anschein von Pflichttermin.
00:00:35: Nur rund 45 Minuten hat sich Rubio für das Treffen mit Wadephul genommen.
00:00:39: Eine gemeinsame Abschlusserklärung gab es auch nicht.
00:00:41: Das ist aber bei Rubio auch üblich.
00:00:43: Dass dieses Treffen kein freundschaftlicher Plausch war wie so auf den früheren Zeiten,
00:00:47: das liegt natürlich auch in der völlig veränderten weltpolitischen Lage
00:00:50: und am brüchigen transatlantischen Verhältnis.
00:00:52: Ukraine-Unterstützung, Zollstreit Nahstkonflikt,
00:00:55: es mangelt ganz bestimmt nicht an Streitpunkten zwischen Deutschland und den USA.
00:00:59: Und so wird wohl auch das Treffen von Kanzler Merz und US-Präsident Trump
00:01:03: vor allem ein Drahtseilakt werden.
00:01:05: Wir nehmen diese Folge am Dienstag auf, also zwei Tage vor dem Anderesbesuch von Merz in Washington.
00:01:10: Sprechen wollen wir über den Zustand und die Zukunft der deutsch-amerikanischen Beziehungen
00:01:14: unter der neuen Bundesregierung und wir freuen uns sehr,
00:01:17: dass wir die deutsch-amerikanische Politologin Cathryn Clüver Ashbrook
00:01:20: von der "Bertelsmann Stiftung" zu Gast haben.
00:01:22: Herzlich willkommen, Frau Clüver Ashbrook.
00:01:24: Herzlich Dank für die Anladung, ich freue mich hier zu sein.
00:01:26: Der Antrittsbesuch von Johann Wadephul ist ja so eine Art Vorhut gewesen
00:01:34: für das Treffen von Merz und Trump an diesem Donnerstag.
00:01:37: Hat Wadephul den Boden denn dafür gut bereitet?
00:01:40: Ich glaube, Außenminister Wadephul hat das gemacht, was er machen musste in dieser Situation.
00:01:45: Er ist sachlich geblieben, er ist bei den Hauptthemen geblieben.
00:01:49: Und ich glaube, und das ist vielleicht auch Ausdruck der
00:01:52: sehr schwierigen Zeiten, in der wir uns befinden.
00:01:54: Er hat einen Vorspracherecht bekommen.
00:01:56: Denn das war mit Sicherheit für die Europäer in den vergangenen Wochen und Monaten
00:02:00: mit dieser Regierung nicht der Fall.
00:02:02: Außenbeauftragte Kaja Kallas ist nach Washington gereist,
00:02:05: zum Beginn auch des Zollstreits und hat kein Vorspracherecht gefunden,
00:02:10: selbst wenn klar war, dass sie in der Stadt war.
00:02:12: Und auch der Handelskommissar hat manchmal sprechen dürfen,
00:02:16: manchmal nicht, manchmal mit Beauftragten,
00:02:19: die weit unter Rubios administrativer Fallhöhe war, wenn man so möchte.
00:02:24: Dieser Termin ist eingehalten worden mit wenig unterschwelligen Wärmegefühlen,
00:02:30: aber dennoch bei der Sache geblieben, die Themen vorgetragen, die für diese Bundesregierung wichtig sind.
00:02:36: So mal so, malum in dieser angespannten Situation wahrscheinlich ein Plus für das deutschamerikanische Verhältnis.
00:02:42: Sie sagen, man ist bei den sachlichen Themen geblieben, bei denen die der Bundesregierung wichtig sind,
00:02:46: aber man hatte ja schon den Eindruck, dass man auch so bewusst die,
00:02:49: na ja, unproblematischem Versuch, sich darauf zu konzentrieren, also keinen Ärger zu machen.
00:02:54: Ist das auch die Strategie oder ein Rat für Bundeskanzler Merz bei seinem Besuch?
00:02:58: Also ich glaube, Friedrich Merz muss sich auf zwei Dinge einstellen.
00:03:02: Er muss einerseits das mitbringen, was er, man muss ihm wirklich das hoch anrechnen,
00:03:07: dass er sehr stark bei der innereuropäischen Solidarität geblieben ist,
00:03:11: also dass die Antrittsbesuche übrigens in Paris und Warschau in der Tat nicht nur
00:03:16: diplomatisches Ballwerk waren, sondern die Kierfreise,
00:03:18: die der etwas überraschende Anruf bei Präsident Trump, dieses diplomatische,
00:03:23: es sieht aus wie diplomatisches Überrumpeln, weil man nennt das in der diplomatischen Fachsprache,
00:03:28: nennt man das Sequenzieren, also die Art und Weise, wie vorher abgesprochen wurde.
00:03:32: Und dann quasi die andere Seite, in eine diplomatische Klammer genommen worden, ist das zwar schon schlau
00:03:39: und insgesamt muss er bei der generellen Logik bleiben, die die Europäer ihm mitgeben
00:03:45: und zwar auch für Europa einstehen und nicht für Deutsche Interessen.
00:03:49: Das wird er auch machen, da mache ich mir keine Sorge.
00:03:51: Aber wir haben bei den bisherigen Staatsbesuchen gesehen, dass Donald Trump gerne,
00:03:56: und das ist eben auch eine besondere Eigenart dieses amerikanischen Präsidenten,
00:04:00: die Realität so formt, wie Fakten so formen möchte, wie er sie empfindet.
00:04:05: Wir haben es beim Besuch des ukrainischen Staatspräsidenten gesehen
00:04:08: und jüngst bei dem Besuch des südafrikanischen Staatsschefs.
00:04:11: Das heißt, ich würde mir wünschen für Friedrich Merz, dass er auch auf diese möglicherweise
00:04:17: für uns abstrus erscheinenden Situationen gut vorbereitet ist.
00:04:20: Zum Beispiel eine Vorführung des Interviews mit den drei Anwälten aus dem 60 Min. Beitrag
00:04:26: einer großen, weit gesehenen Nachrichtensendung, wo es eben um Meinungsfreiheit in Deutschland ging.
00:04:31: Und man muss das tatsächlich sagen, die drei Anwälte nicht besonders gut erklärt haben,
00:04:35: was unsere Einschritt zum Schutz des Individuums mit unserer Verfassung zu tun haben,
00:04:40: mit dem ersten Verfassungsartikel, nämlich der Unantastbarkeit der Menschenwürde.
00:04:45: Das haben sie nicht besonders gut erklärt, aber das wird vermutlich sementisch verdreht werden
00:04:50: und besonders, weil das State Department unter Marco Rubio gerade in der letzten Woche
00:04:55: in dem Sinne, im Sinne auch der Rede von JD Vance auf der MSC noch mal nachgelegt hat,
00:05:02: gesagt hat, wir haben auf der anderen Seite des Atlantiks in der Tat kulturelle Gegner
00:05:09: und bestimmte Begriffe, die wir auf eine besondere Art und Weise normativ belegt empfinden,
00:05:15: umzudeuten, also Demokratie, Christentum auf eine nativistisch exkludierende Art und Weise
00:05:21: umgedeutet. Diese ganzen Themen, die den Kulturkampf im Atlantik oder über den Atlantik bestimmen,
00:05:27: auch die werden Teil dieses Besuchs sein. Auf das iratische Präsentieren dieser Information
00:05:32: sollte sich Friedrich Meers gut vorbereitet haben.
00:05:34: Auf das deutsch-amerikanische Verhältnis im Großen und Ganzen kommen wir später noch mal
00:05:38: zurück, Frau Clüver Ashbrook. Ich würde gerne nochmal nachhaken bei den Stichworten
00:05:41: innereuropäische Söderität und Sequenzierung. Es hat ja einige Telefonate gegeben zwischen
00:05:47: zwischen europäischen Staats- und Regierungschefs und Trump und da war Friedrich Meers auch immer
00:05:51: wieder in der Leitung. Wenn der jetzt also hindereist nach Washington, tut er das in erster Linie als
00:05:57: deutscher Bundeskanzler oder schon als europäischer Regierungschef?
00:06:01: Ich glaube, wenn wir heute an diesem Dienstag sprechen und gleichzeitig wir neue, fast bemerkenswerte,
00:06:08: vielleicht von europäischer Sicht aus erfreuliche Nachtlichen hören, wie sich der Elysee-Palast
00:06:13: und das Bundeskanzleramt einen gemeinsamen Plan geben, das Handelsblatt macht es in der
00:06:18: Betitelung auf als Anti-Trump-Plan. Das ist das Prärogativ von journalistischen Kollegen und
00:06:24: Kolleginnen. Das würde man im Diplomatischen vielleicht nicht so beschreiben.
00:06:27: Hoffen wir, dass Trump keinen Handelsblatt liest.
00:06:29: Ja, wer weiß, wie gut die Botschaft ihm etwas rüberreicht in der Übersetzung oder zumindest
00:06:36: für die Gespräche anbringt. Grundsätzlich ist aber der Punkt, ist es gut, dass wir das an die
00:06:42: Seite des philosophischen Thinktankers Emmanuel Macron, ein Realpolitiker wie Friedrich Merz,
00:06:49: kommt, der gerne sich auch mal in kontroverse Situationen reinlehnt. Wir aber dort sehen,
00:06:54: wie das deutsch-französische Verhältnis, was das Wall Street Journal vor einigen Monaten als
00:06:59: Führungs-Souflée bezeichnete, also als zwei Personen ohne politische Mitte, dass sich dort
00:07:06: etwas zusammenzufinden scheint, was sich tatsächlich als europäische Interessen definieren lassen
00:07:12: könnte oder zumindest als Kern dessen, was bestimmte Länder in Europa, ja, in der Sinne
00:07:18: der Koalition der Willigen aber auch ganz generell vorantragen muss.
00:07:22: Wenn wir beim Besuch von Merz in Washington nochmal kurz bleiben, was kann, was sollte überhaupt
00:07:27: dieses Treffen als Ergebnis bringen? Ich glaube, im ersten Moment ist es tatsächlich ein Auftakt
00:07:32: Treffen. Friedrich Meers muss für sich entscheiden, wie ernst er in bestimmten Bereichen Donald Trump
00:07:39: als Mensch zu nehmen hat, die politischen Ausrichtungen von Donald Trump. Die sind klar,
00:07:44: wir haben in der ersten Amtszeit immer gesagt, man müsse ihn quasi ernst nehmen, aber man müsse
00:07:49: da bestimmte Abschätzungen treffen. Jetzt wird es darum gehen, zu erkennen, wie stark das System
00:07:54: Trump bei Trump tatsächlich zusammenläuft. Da gibt es deutlich unterschiedliche Lesarten. Donald
00:08:01: Trump ist mit Sicherheit in seiner Art und Weise sein Amt zu verstehen, ganz stark darauf fokussiert,
00:08:06: exekutive Macht bei sich zu zentrieren. Aber ich glaube, es wird wichtig sein, für Friedrich
00:08:12: Meers zu verstehen, wie das System funktioniert, wie viel Einblicke er dort gewinnen kann, wie
00:08:16: viel Einfluss er auf Donald Trump selber haben kann. Wir haben auch in den vergangenen Wochen immer
00:08:21: wieder gesehen, dass die alte Losung zu wirken scheint: der letzte Mensch, der mit Donald Trump spricht,
00:08:27: gibt vor, was im nächsten Press Statement stattfindet. Da hat Friedrich Merz Chancen. Er ist groß, also
00:08:33: das sind jetzt banale Dinge. Das klingt absolut banal, aber Donald Trump ist beeindruckt von großen
00:08:39: Menschen, die entscheidungsstark auftreten. Da hat in der Tat Friedrich Merz einen ganz
00:08:43: banalen und dennoch vielleicht wirkungsstarken physischen Vorteil vor dem ehemaligen Bundeskanzler.
00:08:50: Solche banalen Dinge sind für den Fernsehstar Donald Trump, der in der Präsentation wahnsinnig
00:08:57: viel Wert darauf liegt, wie solche Gespräche dann schlussendlich abgebildet werden und ablaufen,
00:09:01: vielleicht seine Vorteile. Grundsätzlich geht es aber erst mal eben für Friedrich Meers darum,
00:09:07: abzuschätzen, wie kann man, könnte man Donald Trump beeinflussen, wie hört er oder hört er nicht,
00:09:12: wie vorbereitet ist er oder ist er es nicht. Und kann man im Sinne Deutschlands, und das wissen wir
00:09:17: eben auch, Donald Trump hat wenig Interesse, und wir sollten das sagen in seinem Team eben auch,
00:09:22: und Interesse ist diplomatisch gesagt eine Verachtung für die Europäische Union. Also wie bringt
00:09:27: man European Botschaften, die gesamteuropäische Wirkung müssen, Stichwort Handelskrieg, Stichwort
00:09:33: Innenpolitische Fragen, trotzdem gesamteuropäische Rüber und lässt aber hinter sich den dreifarbigen
00:09:42: Wander der Bundesrepublik Deutschland beenden.
00:09:43: Die beiden Herren und ihre Teams werden sich ja dreimal sehen in den nächsten Wochen,
00:09:51: nicht nur jetzt in Washington, sondern auch beim G7-Gipfel in Kanada und beim NATO-Gipfel in
00:09:56: den Niederlanden. Hat das einen Einfluss auf die Gespräche? Und wenn ja welchen oder ist es so
00:10:01: kurzfristig alles auf den Moment fokussiert, wie schätzen Sie das ein? Also ich glaube, man könnte
00:10:08: es von Deutschland-Europäischer Sicht sehr wohl thematisch relativ gut, und da sind wir bei
00:10:13: meinem Wort von vorhin sequenzieren und priorisieren, denn das ist in glaube in dieser Situation
00:10:18: besonders wichtig, zu sagen, was sind die Prioritäten, mit denen man in diese Gespräche geht. Ich glaube,
00:10:24: Friedrich Merz kann in diesem Moment einfach schon mal signalisieren, was besonders beim
00:10:29: NATO-Gipfel quintessenziell werden wird, nämlich der Zuspruch der europäischen Erhöhung der
00:10:33: Verteidigungsaufgaben in Summe. Er kann auch nochmal nachsteuern, indem er sagt, naja, es geht eben nicht
00:10:38: nur und auch das hören wir aus dem deutsch-französischen Papier auf, Fragen der Verteidigungsausgaben einzugehen,
00:10:44: sondern vor allen Dingen eben die Tatsache Interoperabilität nochmal ganz stark zu betonen,
00:10:49: also dass wir auch wirklich allein leistungsfähig sein könnten. Denn wenn man nochmal verkettet
00:10:55: sieht, wie der Verteidigungsminister der USA in Singapur aufgetreten ist beim AAWS und nochmal
00:11:01: ganz klar gesagt hat, unser Fokus ist China, ist der asiatisch-pazifische Raum, dann sind das an
00:11:06: anfängliche Angebote, die Friedrich Merz anfangen kann einzuflüstern, die sich dann in dem NATO-Konstrukt
00:11:13: in einigen Wochen verstärken sollten. G7 ist ein viel schwierigeres Thema. Die Amerikaner haben immer
00:11:18: wieder signalisiert, dass sie eigentlich jetzt in dieser Formation mit der Regierung Trump am G7-Format
00:11:24: wenig Interesse haben. Man könnte es abschätzen, die Zöller haben natürlich mindestens drei verschiedene
00:11:29: Wirkungsgrade für diese Regierung. Aber ein Punkt ist das Handelssystem und überhaupt die Verteilung
00:11:36: von Wohlstand in der Welt neu zu konstruieren. Da ist der Einfluss weit aus schwieriger. Aber auch
00:11:43: da ein ganz großes Thema wird natürlich nämlich an in dem Gespräch sein, deute Automobile. Der VDA
00:11:50: wird dem Bundeskanzler gute Talking Points mitgegeben haben, aber dennoch einzuwirken über ganz
00:11:56: einfach gestrickte Themen, im Grunde genommen auch über das Thema Maschinenbau. Also ganz banale,
00:12:02: wirkliche, unternehmerische Themen werden ihm helfen, später dann im Kontext der G7 die größere
00:12:09: Handelsdynamik aufzumachen. Ich glaube, wichtig wird sein für Friedrich Merz auch zu signalisieren,
00:12:14: dass er sehr wohl versteht, dass Donald Trump innen politisch, innen wirtschaftlich in Probleme
00:12:19: kommen wird und dass dort zum Beispiel deutsche Unternehmen helfen können, diesen Schmerz zu
00:12:24: lindern. Es wird keine neue amerikanische Gilded Age geben, keine Reindustrialisierung ohne
00:12:30: deutschen Maschinenbau. Wenn man das ordentlich sequenziert, im Sinne von klassischer Economic
00:12:35: Statecraft, dann hätte Friedrich Merz auch dort was anzubieten. Wenn wir noch mal auf das Thema
00:12:39: Verteidigungspolitik schauen, Sie haben das gerade gesagt, zu signalisieren, dass man eben die
00:12:43: Verteidigungsausgaben erhöhen will. Deutschland stellt sich hinter diesen Vorschlag von 5 % als
00:12:48: NATO-Ziel. Man hat ja den Eindruck, Sie haben es auch gesagt, diese Verachtung, die Donald Trump der
00:12:54: EU oder Europa entgegenbringt, da geht es jetzt gerade eigentlich vor allem darum, Trump überhaupt
00:12:58: noch interessiert an Europa zu halten. Das NATO-Ziel mitzutragen ist das eine, was glauben Sie,
00:13:04: wie viel sind die Europäer bereit, um ihn wirklich am Tisch zu behalten? Also ich glaube,
00:13:09: das Wichtige ist ihm in den Glauben zu lassen, dass das, was auf Project 2025, auf Seite 188,
00:13:17: als amerikanisches Ziel beschrieben wird, nämlich Europa zu spalten, in Verbündete aufzuteilen,
00:13:23: die man unterschiedlich prioritär bedienen und nutzen kann. Also ein wirklich ertaktischer
00:13:27: Umgang mit Europa, wenig Interesse an den Komplexitäten der Europäischen Union und besonders
00:13:33: natürlich nicht den verschiedenen Plänen, die sich jetzt über PESCO oder Rearm oder die diversen
00:13:38: Pläne herausstellen. Das interessiert diese amerikanische Regierung nicht. Und man muss sagen,
00:13:42: in Summe übrigens, wenn man nochmal an Signalgate denkt und wie sich P-Texes und andere wirklich
00:13:47: abfällig geäußert haben über Europa und die europäischen Verbündeten, es geht darum,
00:13:54: immer noch einen nationalen Fokus zu richten, selbst wenn die Realität natürlich anders ist.
00:13:58: Noch mal zu unterstreichen, was das für auch im deutschen Kontext für eine Anstrengung ist,
00:14:02: aber natürlich umgekehrt eben auch Interesse geleitet. Der Tenor, der herauskommen muss ist,
00:14:06: wir ziehen an einem Strang, wir sehen deine Schwierigkeiten, wir sehen den Fokus, wir schätzen
00:14:11: das Engagement im asiatisch-spazifischen Raum auch da, wollen wir das. Also immer die positiven
00:14:15: Nachrichten müssen hier ganz stark verstärkt werden und sie müssen eben mit einem eigenen
00:14:20: nationalen Anstrich verkauft werden, auch wenn das natürlich in der Realität in keiner Weise
00:14:25: so ist. Das muss aber in dem ersten Moment erst mal egal sein. Dann tauchen wir doch in der Stadt,
00:14:34: dann mal noch ein bisschen tiefer ein in die deutsch- amerikanischen Beziehungen. Sie haben
00:14:38: vorhin JD Vance schon erwähnt und seine Rede auf der Münchner Sicherheitskonferenz der MSC. Es gibt
00:14:43: die Tendenz Europa immer mehr zum Feindbild aufzubauen. Sie haben gerade auch genannt Europa
00:14:48: zu spalten als Ziel der Heritage Foundation, der Blaupause praktisch für die US-Administration.
00:14:54: Deutschland scheint daher ein ganz gezielter Adressat zu sein dieser Verachtung. Wie erklärt
00:14:59: sich das? Ich glaube, es sind mehrere Dinge. Erstens mal ist es ein völliges Unverständnis
00:15:04: der Funktionalität eines deutschen Grundgesetzes, dessen Geburtstag wir gerade gefeiert haben,
00:15:09: eines Bundesverfassungsgerichts, im Übrigen, dass sie gerade nochmal gesetzlich abgesichert haben,
00:15:13: richtigerweise. Denn die Instrumentalisierung der Schwachstellen in einer deutschen Demokratie,
00:15:19: das schauen sich radikale Parteien nämlich überall ab, nicht nur in Ungarn, in Slowakei,
00:15:24: aber nämlich jetzt auch vor allen Dingen auch beschleunigt in den USA. Und das ist in so
00:15:28: Ich glaube, insofern ist im deutschen amerikanischen Kontext sehr schmerzig,
00:15:31: weil so viele Teile des Grundgesetzes im Grunde genommen eine Berichtigung oder eine Vertiefung dessen sind,
00:15:37: was im amerikanischen konstitutionellen Prozess ausgelassen worden ist.
00:15:41: Oder was immer noch über die vielen.
00:15:43: Jetzt feiern wir im nächsten Jahr und vielleicht sollte man feiern hier in Anführungszeichen setzen,
00:15:48: 250-jähriges Bestehen dieser verfassungsrechtlichen Demokratie.
00:15:52: Das Grundgesetz hat hier in vieler Weise nachgebessert, ist eben noch stärker auf den speziellen Fall deutschland angegangen.
00:15:58: Und wenn Individualrechte in der amerikanischen Verfassung ganz vorne stehen,
00:16:03: dann ist es eben bei uns die Frage der Menschenwürde.
00:16:05: Also wie man aus der Kollektivität, der kollektiven Vereinnamen des Faschismus gekommen ist,
00:16:11: auf die Sichtweise des Einzelnen, die Wirklichkeit des Einzelnen.
00:16:15: Und ich habe im Übrigen nochmal mehr Artikel 20 vorgenommen,
00:16:19: unseres deutschen Grundgesetzes, wo in Absatz 4 die Deutschen auch dazu aufgefordert werden,
00:16:24: Widerstand zu leisten, wenn ihre Demokratie an sich bedroht ist.
00:16:29: Und das gehört im Übrigen zu einem Verständnis von der Verbindung an das Grundgesetz dazu.
00:16:34: Und das sind Dinge, mit denen natürlich eine Regierung, die darauf ansetzt,
00:16:39: die gesamte Logik der amerikanischen Verfassungsgeschichte zu redefinieren,
00:16:46: in einen Zuschnitt zu bringen, wo eine Exekutive, die hauptsächliche Steuerungsfunktion hat,
00:16:52: wo die Kontrollmechanismen der Demokratie ausgesetzt und ausgehebelt werden,
00:16:58: besonders natürlich auch die rechtlichen Dimensionen.
00:17:00: Das widerspricht natürlich im Grundsatz.
00:17:02: Und die Tatsache, dass diese Dinge zunächst einmal nicht verstanden werden,
00:17:06: aber für die Deutschen schwer nachzuvollziehen,
00:17:08: weil eben dieses wiegen Geschenk der amerikanischen Demokratie für das Grundgesetz so fundamental war,
00:17:14: auch unser Verständnis des Föderalismus speist sich aus dem amerikanischen.
00:17:17: Also da sind diese Berufstellen, die jetzt ganz stark eineinander sich reiben.
00:17:22: Das sind Unterschiedsverständnisse von Individualrechten, von Freiheiten
00:17:26: und von der Art und Weise, wie das kollektiv unterstützt und getragen wird.
00:17:30: Und das sind eben die Reibungspunkte, die sich jetzt, und da ist es fast awellianisch,
00:17:35: in der Art und Weise, wie die Sprache benutzt wird,
00:17:38: anders definiert wird, wie Individuum, wie Freiheit, wie besonders Sprache und Pressefreiheit dann nicht nur definiert,
00:17:46: aber faktisch auch umgesetzt wird.
00:17:48: Und das ist für uns, glaube ich, auf der deutschen, auf der europäischen Seite genau aus dieser historischen Verquickung
00:17:53: einfach schwer anzunehmen und zu akzeptieren.
00:17:56: Also man versteht sich nicht so ganz, oder man hat eine unterschiedliche Auslegung von demokratischen Werten.
00:18:01: Jetzt sind sie selbst Deutschamerikanerinnen.
00:18:03: Können Sie auch ein Stück weit verstehen, dass die US-Amerikaner oder eine Administration Trump eben sagt,
00:18:08: ja, schön und gut, Menschenwürde, eure demokratischen Werte.
00:18:11: Wir haben euch aber jahrzehntelang in Sicherheitsfragen den Rücken frei gehalten.
00:18:15: Das geht so nicht weiter.
00:18:16: Ich habe das in zwei ganz verschiedene Dinge.
00:18:19: Also ich habe jetzt im Zusammenhang mit einem Vortrag, den ich vor ein paar Tagen gehalten habe,
00:18:23: noch einmal Franklin Delano Roosevelt's 1941er-Rede, also die sogenannte "For Freedom Speech" herausgekramen.
00:18:32: Und da definiert ein amerikanischer Staatspräsident, weil er die Amerikaner dazu animieren möchte,
00:18:39: im ersten Moment ihre Steuergelder für den Kampf gegen den Faschismus einzusetzen über diese vier Freiheiten.
00:18:45: Und da gehört eben im Übrigen auch Freedom from Fear, also Freiheit von Angst, also auch die Tatsache,
00:18:52: dass Sicherheit ein Sicherheitsgarant, ein quintessenzieller Teil von individueller Freiheit
00:18:58: und daraus abgeleitet individuellem Demokratiefverständnis ist, das ist für ihn eine Gründungs- und Begründungslogik,
00:19:05: eine amerikanische Solidarität gegenüber Verbündeten, die sich gegen den Faschismus stellen.
00:19:10: Das erkläre ich deshalb so ausführlich, weil das alles inzwischen quasi in einen Schredder geworfen ist
00:19:17: und diese grundsätzlichen Themen oder das grundsätzlich Verständnis dessen,
00:19:21: dass diese Ankerkapazität im Sinne von Freiheitssicherung eben auch auf die Sicherheit der Amerikaner einzahlt,
00:19:28: dass das über die Zeit der langen praktischen Stationierung oder der Sicherung der Amerikaner,
00:19:34: des eurasischen Kontinents sagen wir mal, dass das aus dem Auge verloren gegangen ist,
00:19:40: dass da natürlich der Grundsatz fehlt, wie lange Amerikaner natürlich auch von dieser Art und Weise
00:19:46: der Stationierung der Sicherheitsgarantien profitiert haben, weil das nicht mehr ins politische Argument passt.
00:19:53: Und ich glaube, da muss man ganz vorsichtig sein, das sind natürlich alles politische Themen,
00:19:57: die schon seit Klienten im Übrigen bedient worden sind.
00:20:00: Sie haben es angesprochen, ich bin als Teil einer Militär-Community in Wiesbaden aufgewachsen,
00:20:04: die immer Angst haben, musste in den 90er Jahren, dass in Wiesbaden und in Frankfurt die Basis verkleinert werden,
00:20:10: also für die, die dort faktisch physisch langstationiert waren, wäre das eine große Veränderung gewesen,
00:20:15: das war immer Teil der amerikanischen Politik, aber jetzt wird es auf eine andere Art und Weise instrumentalisiert,
00:20:21: unterlegt mit dem, was wir schon besprochen haben, mit dieser Verachtung, mit dieser rache Idee,
00:20:26: die Idee, dass die europäische Union gegründet worden sei, um Amerika über den Tisch zu ziehen,
00:20:31: also diametral entgegengesetzte Neuauslegungen von fundamentalen Einstellungen Amerikas gegenüber den Europäern.
00:20:39: Und ich glaube, das ist einfach der Punkt, wo wir jetzt eben dazu kommen,
00:20:42: dass wir diese Trump-Regierung als einen radikalen Bruch empfinden.
00:20:47: Wir haben jetzt viel gesprochen über die offiziellen deutsch-amerikanischen Beziehungen,
00:20:55: einen Austausch zwischen den Regierungen im Rahmen der Europäischen Union etc.
00:20:59: Andere Frage, wie steht es denn um die deutsch-amerikanischen Beziehungen jenseits davon, zum Beispiel im Bereich der Zivilgesellschaft?
00:21:06: Sie werden deutlich schwieriger, wenn ein Marco Rubio faktisch die internationale Visa-Vergabe ankündigt,
00:21:13: sie auf einen neuen Prüfstand zu stellen, aber internationalen Studenten, aber eben auch OPEAS,
00:21:18: anderen Teilen der Zivilgesellschaft, die gegebenenfalls sich länger engagieren wollen,
00:21:22: würden auch im amerikanischen Kontext den Zugang zuversagen.
00:21:26: Im Übrigen natürlich auch Staatsbürgern der Volksrepublik China und anders.
00:21:30: Also zuversuchen, Amerika hermetisch abzuschließen,
00:21:33: das wissen wir aus der Geschichte der internationalen Beziehungen und der Diplomatie.
00:21:36: Das hilft nie im Übrigen, im internationalen Völkerverständnis.
00:21:40: Umgekehrt, gerade dann, wenn es schwierig ist, muss man mehr reden, muss man mehr präsent sein, und zwar auf allen Ebenen.
00:21:46: Wir haben in den ersten Trump-Ams Zeit, und vielleicht wollen Sie darauf hinaus,
00:21:49: habe ja lächelig gesehen, wie sich Teile der Unternehmerlandschaft, wie sich Städte,
00:21:54: wie sich Bundesländer in den USA stark zusammengeschlossen haben.
00:21:58: Damals ging es hauptsächlich um die Erhaltung der Klimaziele,
00:22:02: den Trump I auch den Abgesang erteilt hatte.
00:22:05: Wir sehen das zum Teil innenpolitisch ganz stark, also dass sich Bundesstaaten,
00:22:10: besonders die demokratisch geleiteten Bundesstaaten stark zusammenziehen,
00:22:13: auch juristisch ihre Optionen suchen und dann ungekehrt international sehr stark fungieren wollen.
00:22:18: Das sehen wir an Kalifornien und an bestimmten Bundesstaaten, auch an der Ostküste.
00:22:22: Aber insgesamt scheint es noch nicht strategisch zu unterlegen zu sein.
00:22:27: Ich glaube, auf der anderen Seite wird es zurzeit sehr viel schwieriger,
00:22:30: denn es um Fulbright, DAAD-Stipendien, jetzt mal auf Deutschland bezogen, geht aus zwei Gründen.
00:22:37: Erstens, weil es faktisch schwieriger wird, zum Anfang meiner Antwort.
00:22:41: Und zweitens, weil die Softpower, die Amerika über Jahrzehnte hat ausüben konnten.
00:22:48: Die Strahlkraft, auch was Ronald Reagan, die City on a Hill nannte, so schnell, so rapide abnimmt,
00:22:55: dass wir auch in Europa sehen, es gibt weniger grundsätzliche Interesse daran,
00:23:00: in Anfangszeichen mit diesem Amerika auf nähere Tuchfühlung zu gehen.
00:23:04: Also da ist in jedem Fall nachzuarbeiten, wenn wir auf dieser Seite des Atlantiks auch weiterhin verstehen wollen,
00:23:10: welche Motivationen in der Breite des Landes dafür sorgen,
00:23:14: dass dort unter seinen Stammwählern Donald Trump weiterhin noch zu viel Rückhalt hat.
00:23:18: Man könnte ja auch die Überlegung anstellen.
00:23:20: Sie haben das angesprochen, die Studentenwieser werden teilweise nicht mehr ausgegeben oder gestoppt.
00:23:26: Donald Trump hat, ja man kann schon sagen, glaube ich, den Eliteuniversitäten allgemein
00:23:31: und habe im Speziellen den Kampf angesagt.
00:23:33: Also ganz starke Einschränkungen der Wissenschaftsfreiheit.
00:23:35: Das führt auch schon, sehen wir jetzt dazu, dass Wissenschaftler das Land verlassen könnte.
00:23:40: Also Europa könnte Deutschland davon am Ende vielleicht sogar profitieren.
00:23:43: Ich habe die Fragen jetzt schon öfter beantworten müssen in den letzten paar Wochen,
00:23:46: wie man sich vielleicht vorstellen kann.
00:23:48: Und da ist meine Antwort immer ja ein.
00:23:50: Wenn Sie einmal im Nanotechnologie-Labor des Massachusetts Institute of Technology waren,
00:23:55: dann wissen Sie, dass solche Forschungsstätten in Europa seien das Gleiche suchen.
00:24:00: Und dass solche Forschungsstätten auch mit einem Sondervermögen im Infrastrukturbereich
00:24:05: nicht mal ebenso hingebaut werden können.
00:24:07: Dass die Art und Weise wie besonders wissenschaftliche Forschung im Bereich Quantum,
00:24:12: im Bereich Biotechnologie, auch im Bereich infektiöse Krankheiten
00:24:16: in Europa nicht von heute auf morgen so nachgebaut werden können,
00:24:20: heißt, dass eine Abwanderung naturwissenschaftlicher Forschung deutlich schwieriger ist.
00:24:24: Im Übrigen ist da sehr interessant, wie sich die Volksrepublik China da reingelehnt hat.
00:24:29: Fast dramatischer.
00:24:31: Also Sozialwissenschaftler wie meine drei Kollegen von der Yale University,
00:24:35: die dann eben mal nach Toronto ziehen, die müssen drei Koffer packen.
00:24:38: Und dann sind sie da und machen sich weiter richtige, wichtige Gedanken
00:24:42: zum schleichenden oder vielleicht beschleunigten Autoritarismus in den USA.
00:24:45: Aber andersrum zeigt es wieder auf, dass wir gerade in diesen absolut wettbewerbstreibenden Bereichen
00:24:52: in den Naturwissenschaften in Europa ins Hintertreffen gekommen sind.
00:24:56: Das ist eine Chance aufzuholen, aber es ist keine Chance,
00:24:59: die wir innerhalb der nächsten 18 Monate quasi für uns realisieren können.
00:25:03: Zum Schluss, Frau Glübersprug, die Orakelfrage.
00:25:07: Wo sehen Sie denn die deutsch-amerikanischen Beziehungen in, sagen wir mal fünf Jahre?
00:25:12: Ich musste einmal schwer ein- und ausatmen aus zwei Gründen.
00:25:18: Ich mache mir persönlich ganz große Sorgen über die nächsten Zwischenwahlen
00:25:22: und die Präsidentschaftswahl, die darauf folgt.
00:25:26: Warum? Weil eine amerikanische Regierung unter Trump,
00:25:29: eine republikanische MAGA-Partei, sehr stark bereits am Wahlrecht arbeitet.
00:25:35: Das Wahlrecht umbaut, es darauf abzielt, bestimmte Gruppen von der Wahl auszuschließen.
00:25:40: Das heißt, ich gehöre nicht zu der Fraktion, die sagt 2026 wird alles anders.
00:25:44: Da kommen die demokratischen Leitplanken wieder, denn die Demokraten gewinnen eine Zwischenwahl.
00:25:48: Und dann werden alle innenpolitischen Verquenkungen, also die Zölle,
00:25:53: werden massiv einem Donald Trump auf die Füße fallen und für innenpolitischen Aufstand sorgen,
00:25:58: sodass wir eine demokratische Präsidentschaft haben, die dann alles zurückdreht.
00:26:02: Das ist Wunschdenken. Und wir sollten uns realistisch auf der europäischen Seite auch nicht darauf einstellen.
00:26:08: So sehr es mich als Deutschamerikanerin im Herzenschmerz, dass wir jetzt an einem Punkt sind,
00:26:13: wo eine europäische Interessen geleistete Politik die Tagesagenda bestimmen muss, ist das so?
00:26:20: Es heißt nicht, dass wir natürlich nicht weiter den Kontakt suchen sollten
00:26:24: und das Verständnis für die Amerikaner aufbringen sollten,
00:26:27: aber es geht sehr stark darum, eigene Interessen auch dann mit faktischer Politik
00:26:32: und vor allen Dingen mit Ausgaben, mit realitätsbezogenen politischen Leitlinien zu füllen.
00:26:37: Denn es kann sehr wohl sein, dass der beschleunigte autokratische Umbau der USA sich bis dahin verstetigt hat
00:26:46: und wir von einem komplett anderen Weltbild ausgehen müssen.
00:26:51: Ich glaube, die weisesten strategischen Überlegungen sind derzeit,
00:26:54: die wir es aussehen könnten in einem chinesischen Zeitalter zu leben.
00:26:57: Das sind Dinge, die wir uns so faktisch nie haben vorstellen können.
00:27:01: Ich glaube, in einem Kontext des Szenarienplanungs, ja, Pushus, den wir jetzt sehen, realistisch ist.
00:27:08: Wie gehen wir in der Tat?
00:27:10: Und Herr Bialecki weiß, dass ich das immer als Scharniermachtskapazität Deutschlands bezeichne.
00:27:16: Es geht jetzt darum, wirklich zu gucken, wie kann Deutschland, wie kann Europa sich positionieren,
00:27:21: wenn wir davon ausgehen müssen, dass in den nächsten 10 bis 15 Jahren das,
00:27:26: was auch institutionell, aber eben auch moral normativ aus der Volksrepublik China
00:27:31: sich über den asiatisch-pazifischen Raum stärker noch verteilen wird,
00:27:35: wie gehen wir mit diesen neuen vermeintlichen internationalen Normgesetzten-Prozessen um?
00:27:41: Wie positionieren wir uns da? Was haben wir zu bieten?
00:27:43: Was können wir zusammenhalten?
00:27:45: Welche Partner, Australien, Neuseeland, Japan, Südkorea, Kanada,
00:27:50: wie sieht eine neue Weltordnung aus?
00:27:53: Wir müssen uns jetzt Gedanken machen, denn ich glaube nicht,
00:27:56: und das jetzt kurz zu beantworten, dass wir in dem Sinne wieder dahin finden,
00:28:01: wie wir 80 Jahre über das Transatlantenschweld nachgedacht haben,
00:28:05: das wird so nie wiederkommen.
00:28:07: Sagt die deutsche amerikanische Politologin Katrin Klywer-Spruck von der Bertelsmann-Stiftung.
00:28:11: Vielen herzlichen Dank für das Gespräch.
00:28:13: Sehr gerne.
00:28:19: Zum Ende einer jenen Folge wollen wir gemeinsam sacken lassen und ein bisschen
00:28:23: zusammenfassen, welcher Aspekt uns besonders zum Nachdenken angeregt haben
00:28:27: und irgendwie hängen geblieben sind.
00:28:29: Bei mir ist es eine ganze Menge heute, weil das in der Zeit springenbunden war,
00:28:32: an Details und Fakten, an politischem Denken, historischem Wissen und langen Linien.
00:28:37: Ich versuche es trotzdem auch zwei Bereiche zu konzentrieren,
00:28:40: nämlich A. Erwartungen und B. Veränderungen.
00:28:43: Wenn nun der Kanzler, der wie Frau Clüver Ashbrook das gesagt hat,
00:28:46: der Scharnier-Machtskapazität Deutschland dahin reist,
00:28:51: kann ganz viel rauskommen oder nichts.
00:28:54: Man weiß es einfach nicht.
00:28:56: Es kann schon am nächsten Tag komplett das Gegenteil sein von dem, was Merz da erreicht hat
00:29:00: oder eben auch nicht, weil alles so im Fluss ist.
00:29:02: Diese tiefe Unkenntnis auch unseres Systems, wie europäische Politik eigentlich funktioniert etc.,
00:29:07: das fand ich beeindruckend.
00:29:09: Und wenn wir mal auf die Veränderung kurz gucken, ja, noch mal der Eindruck,
00:29:13: dass wir sehr beeindruckend, wie tief diese Veränderungen sind,
00:29:17: wie weit entfernt diese US-Regierung agiert von gemeinsamen Werten,
00:29:21: Stichwort George Orwell, das ist kein schöner Ausblick gewesen,
00:29:25: aber ich glaube ein sehr realistischer und schon sehr beeindruckender Katharina,
00:29:29: was ist dir besonders in Erinnerung geblieben?
00:29:32: Da ging es mir ähnlich.
00:29:34: Also von hinten angefangen diese grundlegenden Veränderungen,
00:29:37: die wir erleben, dass das nichts ist, was irgendwann sich wieder umkehren wird
00:29:40: und back to normal, was auch immer normal sein soll.
00:29:44: Das finde ich besonders eindrücklich aus dem Gespräch.
00:29:46: Den Merzbesuch, da bin ich jetzt nochmal extra gespannt, wie es dann ablaufen wird,
00:29:51: weil einfach so, ja, man nochmal gemerkt hat, ist alles offen.
00:29:55: Die Art der Kommunikation, man kann sich oder man muss sich auf alles einstellen bei Trump.
00:29:59: Ich fand diesen Aspekt, dass Merz eigentlich schon durch seine Größe irgendwie was mitbringt,
00:30:04: ganz interessant und gleichzeitig dachte ich mir auch nochmal,
00:30:07: wie ist ein Donald Trump gestrickt, wie viel patriarchales Denken steckt da einfach auch drin.
00:30:11: Und den Aspekt Softpower USA, den habe ich mir auch nochmal notiert,
00:30:15: dass also einerseits das Interesse gar nicht mehr so groß ist für Wissenschaftler und Wissenschaftler,
00:30:20: dahin zu gehen durch diese Veränderung und gleichzeitig,
00:30:23: dass aber eine Abwanderung gerade im naturwissenschaftlichen Bereich
00:30:26: einfach ganz verheerende Folgen hat.
00:30:29: Damit geht die heutige Folge von "Pod und die Welt" zu Ende.
00:30:35: Das Thema unserer nächsten Folge, das haben wir ja schon am Rande heute mal angeschnitten,
00:30:39: der NATO-Gipfel am 24. und 25. Juni wird uns beschäftigen.
00:30:43: Und über die Erwartungen an diesen Gipfel sprechen wir dann mit der Politologin Liana Fix
00:30:48: vom Council on Foreign Relations.
00:30:50: Ich möchte erst mal herzlichen Dank fürs Zuhören und für Ihr Interesse.
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