Europa in einem historischen Jahrzehnt (mit Timothy Garton Ash)

Shownotes

Das Ende amerikanischer Sicherheitsgarantien, ein erstarkender Nationalismus und richtungsweisende Wahlen, allen voran in Deutschland: Für Europa steht 2025 viel auf dem Spiel. Wie lassen sich in diesem historischen Moment Zusammenhalt und Sicherheit auf europäischer Ebene stärken? Und warum könnten die kommenden zwei Jahre dafür entscheidend sein?

Zum Auftakt der zweiten Staffel von „Pod und die Welt“ sprechen Martin Bialecki und Katharina Peetz mit dem britischen Historiker und Publizisten Timothy Garton Ash über die großen Themen und Herausforderungen für Europa im Jahr 2025 und darüber hinaus.

Gast: Timothy Garton Ash, Historiker, Publizist und Professor für Europastudien an der Oxford-Universität (@fromTGA)

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00:00:00: Henry Kissinger hat bekanntlich oder mindestens angeblich gefragt,

00:00:05: die sagen Europa, welche Telefonnummer soll ich anrufen.

00:00:09: Die Antwort von Donald Trump ist ganz klar, es ist eine Telefonnummer in Budapest.

00:00:14: Es ist die Nummer von Viktor Orban.

00:00:16: Wir sind zurück aus der Jahreswechselpause und sagen herzlich willkommen

00:00:20: zur ersten Folge der zweiten Staffel von "Port und die Welt - das außenpolitische Update".

00:00:25: Mit mir Martin Bielecki, Chefproduktur der Zeitschrift "International der Politik"

00:00:29: und mir Katharina Peetz, freie Journalistin.

00:00:32: Es gibt Jahre, die stellen Fragen und Jahre, die geben Antworten.

00:00:36: Das ist ein Zitat der US-amerikanischen Schriftstellerin Sora Neal-Hörsten.

00:00:41: 2024 hat in vielerlei Hinsicht Antworten gegeben,

00:00:45: auch wenn die vielleicht nicht immer so ausfielen, wie man sich das aus einer demokratischen Perspektive gewünscht hätte.

00:00:50: Donald Trump wurde wieder gewählt.

00:00:52: Der Krieg in der Ukraine wurde nicht beendet.

00:00:54: Er hat sich unter anderem durch den Beidrott Nordkoreas sogar noch ausgeweitet.

00:00:58: Ebenso der Krieg im Nahen Osten.

00:01:01: In Syrien ist das Assad-Regime gestürzt worden und in Europa sind Regierungen zerbrochen.

00:01:06: Daraus ergeben sich für 2025 erst mal viele große Fragen für die Außenpolitik.

00:01:11: Was bedeuten die Instabilität von Frankreich und Deutschland für die EU und die Rolle Europas in der Welt?

00:01:17: Wie kann eine Zusammenarbeit von EU und NATO mit Trump als US-Präsident aussehen?

00:01:22: Wir können Demokratien in Europa mit Blick auf die anstehenden Wahlen gestärkt werden.

00:01:27: Wir freuen uns sehr, dass wir diese und weitere Fragen mit unserem Gast besprechen und analysieren können.

00:01:32: Er ist Historiker, er ist Publizist und Professor für Europastudien in der Oxford University.

00:01:38: Und er ist Autor von Europa, eine persönliche Geschichte erschienen im Hansa-Verlag.

00:01:43: Ganz herzlich willkommen, Timothy Garten-Esch.

00:01:46: Erst mal ein frohes neues Jahr.

00:01:48: Ihnen auch ein frohes neues Jahr.

00:01:54: Herr Garten-Esch, gibt es denn, wenn wir es schon vom neuen Jahr haben, für Sie eine vorläufige Überschrift,

00:02:00: eine große Frage, die es im Jahr 2025 mit Blick auf die Außenpolitik zu beantworten gilt?

00:02:07: Ich würde sagen, eher ein Fragezeichen, ein sehr großer Fragezeichen,

00:02:13: nicht nur für diesem Jahr, sondern für diesem Jahrzehnt.

00:02:18: Denn ich meine, wir wissen schon, was zur Ende gegangen ist.

00:02:24: Zur Ende gegangen ist diese ganze Periode, die ich die Nachmauer seit nenne.

00:02:31: Also vom Fall der Berliner Mauer, vom Ende des Galten Krieges, bis zum 24. Februar 2022.

00:02:40: Und 2022 war ein Jahr, das sicherlich Antworten gab.

00:02:45: Und jetzt haben wir wirklich die große Fragen, wie überhaupt diese neue Zeit, diese neue Periode aussehen wird.

00:02:54: Und das ist meine Sache seiner Frage für Jahrzehnten und nicht nur für dieses Jahr.

00:02:59: Angefangen natürlich mit Donald Trump, aber für uns Europäer, vor allem mit der Frage,

00:03:09: wie geht diese größte Krieg in Europa seit 1945 der Krieg in der Ukraine zu Ende.

00:03:18: Und das ist eine Frage an den Ukraine und an Russland, eine Frage an Donald Trump,

00:03:25: aber vor allem auch eine Frage an uns Europäer.

00:03:30: Was ist denn, wenn Sie direkt die Ukraine ansprechen und Donald Trump,

00:03:35: was ist Ihre Einschätzung? Donald Trump hat angekündigt oder versprochen,

00:03:40: er könne diesen Krieg innerhalb eines Tages beenden.

00:03:43: Welche Perspektive sehen Sie für die Ukraine nach dem 20. Januar, dem Amtsantritt von Donald Trump?

00:03:48: Eine Vorhersage werde ich als Historiker doch riskieren.

00:03:52: Diese Krieg wird nicht innerhalb von 20 Stunden beendet.

00:03:57: Da kann man ziemlich sicher sein.

00:04:00: Was Donald Trump versucht nach dem 20. Januar, ist ziemlich unklar.

00:04:11: Wir wissen, er hat das mehrfach betont, öffentlich und privat,

00:04:18: dass er diese ganze Sache relativ schnell vom Tisch haben will.

00:04:25: Er will diesen Krieg beenden.

00:04:28: Aber wenn man beispielsweise das Personal ansieht in seiner neuen Administration,

00:04:36: da sind sehr unterschiedliche Positionen zur Frage, wie man diesen Krieg beendet.

00:04:42: Ob man beispielsweise doch eine Politik der stärker,

00:04:46: der Erhöhung der militärische Unterstützung für die Ukraine zu einem Friedenkont,

00:04:51: oder im Gegenteil, indem man den Ukraine sagt, schlüsst sie jetzt raus,

00:04:56: wir unterstützen euch nicht mehr.

00:04:58: Also das ist ziemlich ungewiss.

00:05:01: Gewiss ist, erstens, dass er schnell etwas versuchen will.

00:05:08: Zweitens, dass er es nicht nur an ihm liegt, sondern auch an Vladimir Putin,

00:05:15: denn im Moment hat Vladimir Putin immer noch das Gefühl,

00:05:19: er gewinnt diesen Krieg, er gewinnt durch militärische Mittel.

00:05:23: Weswegen soll er Frieden schießen, weswegen soll er verhandeln?

00:05:27: Ernst verhandeln.

00:05:29: Also die erste Frage, ob wir da hinkommen, das Putin,

00:05:35: wirklich das Gefühl hat, jetzt komme ich nicht weiter, oder nicht viel weiter, militärisch.

00:05:42: Was Jonathan Powell, der neue Nationale Sicherheitsberater von Kerstama,

00:05:47: ein "hurting stalemate" nennt.

00:05:52: Also in etwa eine schmerzhafte Tatsituation.

00:05:57: Ja, also das ist das Erste.

00:06:00: Und dann zweitens, was wir wissen, ist, die Vereinigten Staaten werden für diesen Frieden

00:06:07: und für die Sicherheit der Ukraine nicht bezahlen.

00:06:12: Wenn irgeren jemand für diesen Frieden, für diese Sicherheit bezahlt,

00:06:17: dann muss es Europa sein.

00:06:19: Und deswegen ist ganz direkt an uns, denn was man sieht in der öffentlichen Meinung,

00:06:25: es gab gerade ein paar neue Umfragen in der Ukraine,

00:06:29: ist, es gibt fast schon eine Mehrheit der Ukraine und der Kreinerinnen,

00:06:35: die natürlich ungern, das ist sehr schmerzig.

00:06:39: Aber als Ende des Krieges akzeptieren würden,

00:06:45: de facto auf Zeitverlust vom 20% ihres Territoriums,

00:06:53: wenn man dafür die EU-Mitgliedschaft,

00:06:59: Unterstützung bei der Wiederaufbau und NATO-Mitgliedschaft

00:07:06: oder die Perspektive einer NATO-Mitgliedschaft.

00:07:10: Aber um diese NATO-Mitgliedschaft dahin zu kommen,

00:07:14: braucht es wirklich präsidentslose Commitments,

00:07:19: seitens von uns Europäer, auch natürlich von Deutschland.

00:07:24: Sind Sie da sehr optimistisch, Herr Gartenersch,

00:07:27: was diese Zusagen anbelangt, vor allem was eine NATO-Mitgliedschaft anbelangt,

00:07:30: gerade was die deutsche Haltung dazu anbelangt?

00:07:33: Keinesfalls.

00:07:35: Wenn die Frage ist, was Sie sagen,

00:07:37: bin ich analytisch optimistisch.

00:07:40: Optimismus, der Willens muss immer da sein,

00:07:43: aber analytisch ist es völlig klar,

00:07:46: dass die Vereinigten Staaten sowieso

00:07:50: und eine Trump-Administration erst recht

00:07:55: kein Versprechen geschweige,

00:07:57: denn eine tatsächliche NATO-Mitgliedschaft geben wird.

00:08:02: Und deswegen für den nächsten vier Plusjahren

00:08:07: ist das nicht realistisch.

00:08:09: Realistisch ist aber, oder genauer gesagt möglichst ist aber,

00:08:16: dass wir Europäer, und wir sind ja die Mehrheit der NATO-Mitglieder,

00:08:21: sagen erstmals, wir wollen das, perspektivisch,

00:08:25: wir finden es gut, wenn wir sozusagen darauf hinarbeiten,

00:08:29: und zweitens für die Sicherheit geben wir solche starke Sicherheitsgarantien

00:08:39: einschließlich physische Anwesenheit von Waffen und Personal,

00:08:46: das ist Vladimir Putin abschreckt,

00:08:49: dass diese Sicherheit zur Abschreckung ausreicht

00:08:52: und auch dazu, dass ausländische Investoren sagen,

00:08:57: die Sicherheit ist gewährt, dort kann ich groß investieren,

00:09:02: sonst findet er wieder aufbauen nicht statt.

00:09:04: Dazu ist im Moment Großbritannien im Prinzip bereit,

00:09:10: dazu ist zumindest Emmanuel Macron in Frankreich bereit,

00:09:15: dazu sind die Baltische und Skandinavische Staaten bereit,

00:09:19: aber viele andere noch nicht,

00:09:22: und es bräuchte, um wirklich glaubwürdig zu sein,

00:09:26: als abschreckender Sicherheitsgarantieren

00:09:31: alle bedeutende europäische Länder auch und nicht zuletzt Deutschland.

00:09:37: Und da, wenn man die deutsche Politik betrachtet,

00:09:41: kann man nicht sehr optimistisch sein.

00:09:43: Es ist ja auch eine Frage der Prioritätensetzung,

00:09:46: also momentan hat man weder die Ausschrift noch das Personal,

00:09:49: um da wirklich glaubhafte Abschreckung zu betreiben.

00:09:52: Finanziell wird einfach auch zu wenig in den Augen mancher

00:09:55: in die NATO gesteckt, Donald Trump, wenn es nach eben gehen würde,

00:09:59: der fordert ein NATO-Ziel von 5% des Bruttoinlandsproduktes,

00:10:04: also das ist mehr als eine Verdopplung des bisherigen Ziels.

00:10:07: Das dürften die meisten europäischen Haushalte nicht schaffen

00:10:10: oder eben nur unter massiven Einsparungen in anderen Politikbereichen.

00:10:14: Also wie kann da eine Balance gelingen zwischen europäischer

00:10:18: Wehrhaftigkeit, auch Abschreckung und eben diesen anderen Politikfeldern,

00:10:22: die ja auch in der Bevölkerung natürlich sehr wichtig sind,

00:10:24: Gesundheitssoziales, Klimaschutz.

00:10:26: Nur indem man ständig erklärt, warum das notwendig ist

00:10:35: und eben dies passiert ganz offensichtlich nicht,

00:10:41: betrachtet man beispielsweise der Wahlkampf in Deutschland.

00:10:46: Geht es doch vor allem immer noch um wirtschaftlichen sozialen Fragen,

00:10:53: als ob wir in Friedensseiten noch lebten.

00:10:56: Nehmen wir doch die Proportion.

00:10:59: Russland gibt im Moment laut den offiziellen Zahlen

00:11:06: rund ein Diertel seines Budgets, seines Haushalts,

00:11:11: um die 30% für Verteidigungen raus.

00:11:15: Deutschland gibt nicht einmal 2% des Bundessozialprodukts.

00:11:21: Dafür geben wir alle einen Diertel für die Gesundheitsdienst

00:11:25: und für das Soziale und für andere Bereiche des Lebens.

00:11:31: Also diese Umstellung in Demokratien zu machen,

00:11:37: braucht wirklich Überzeugungsarbeit

00:11:41: und diese Überzeugungsarbeit findet nicht statt.

00:11:44: Aber ich will nur noch dazu sagen,

00:11:47: ich glaube allerdings nicht, dass das notwendig ist,

00:11:50: sozusagen, damit wir in den nächsten sechs Monaten

00:11:55: das Notwendige für die Ukraine tun.

00:11:58: Das können wir tun, in der Perspektive von einer Erhöhung

00:12:03: unseren Verteidigungs-Etats, würde ich sagen,

00:12:08: nicht auf 5, aber auf 3% des Motorsozialprodukts.

00:12:14: Ich würde gerne nochmal auf Donald Trump zurückkommen.

00:12:18: Am 20. Januar tritt er seinen Amt an.

00:12:21: Frage an Sie, Herr Gartenersch,

00:12:24: dass wir vor einer fundamentalen Veränderung

00:12:27: der transatlantischen Beziehungen stehen, das ist, glaube ich, Konsens.

00:12:31: Ist es das Ende der Beziehungen, wie wir sie kannten

00:12:34: und eine völlig neue Zeit für Sie?

00:12:36: Also bei der Schön-In-des-Schöne-Fansi-Serie

00:12:39: von Edgar Reitz Heimat sagt eine alte Dame irgendwann

00:12:44: schon wieder eine neue Zeit.

00:12:47: Und man hat so viele neue Zeiten erlebt.

00:12:52: Ja, ja, nach 9.11, das sollte eine neue Zeit sein.

00:12:56: Nach 19.80 natürlich, nach 22.00, nach 2008.

00:13:01: Was meines Erachtens neu ist in dieser Geschichte,

00:13:07: in dieser historischen Situation, sind mindestens zwei Dinge.

00:13:14: Erstens, das ist nun wirklich das Amerika von Donald Trump.

00:13:21: Ja, in seiner ersten Amtsperiode war es der Präsident Donald Trump,

00:13:26: aber es war noch nicht das Amerika Donald Trumps.

00:13:30: Das ist nun wirklich das Amerika Donald Trumps,

00:13:33: mit einer seiner härter, seiner Nationalismus,

00:13:38: seiner Protektionismus und vor allem des Transaktioneller.

00:13:44: Also im Grunde genommen werden sich die Vereinigten Staaten

00:13:48: unter Donald Trump mehr wie eine klassische europäische Großmarkt

00:13:52: des 19. Jahrhunderts verhalten.

00:13:54: Des Zweiter, das neu ist,

00:13:58: inzwischen gibt es eine ganze postwestliche Welt,

00:14:03: große und Mittelmächter, China, Indien, Russland,

00:14:08: Türkei, Brasilien, Südafrika,

00:14:13: und die alle verhalten sich auch mehr oder weniger transaktionell.

00:14:18: Wir haben gerade meinen Forschungsprojekt in Oxford

00:14:21: mit dem ECFA, European Customs for Unrelations,

00:14:24: eine neue globale Meinungsumfrage.

00:14:27: Der macht das erscheint am 15. Januar, aber ich sage ihm voraus.

00:14:32: Ist es ja faszinierend, große Teile der Welt,

00:14:37: auch der öffentliche Welt?

00:14:39: öffentlicher Meinung in China, in Russland, in Indien, in Brasilien, in Südafrika.

00:14:44: Ich will nicht gerade sagen, freuen sich auf Donald Trump.

00:14:48: Aber sehen Chancen in einer Präsidentschaft von Donald Trump.

00:14:54: Dieses Amerika, wir dann transaktionelle Großmacht, das sind wir auch.

00:15:01: We can do business with each other.

00:15:04: Und da steht Europa mit seinen Glauben an internationaler Rechtsordnung,

00:15:12: internationale Liberale Ordnung, mit seiner Hoffnung auf Frieden und die

00:15:20: U-Bewindung von Souveränität doch ziemlich allein.

00:15:24: Wobei man ja sagen muss, auch in Europa gibt es Personen, auch politische

00:15:30: Führungskräfte, die, ja, ich weiß nicht, ob sie sich auf Trump freuen, aber die

00:15:33: auf jeden Fall ein gutes Verhältnis zu ihm pflegen.

00:15:36: Also wie schätzen Sie es ein?

00:15:37: Wir sehen Personen wie Georgia Meloni oder auch Orban.

00:15:40: Inwieweit wird da auch ein transatlantischer Rechtsblock entstehen?

00:15:44: Frau Meloni war doch gerade zum Abendessen in Mar-a-Lago.

00:15:49: Die beiden haben sich sichtbar gefreut.

00:15:53: Henry Kissinger hat bekanntlich oder mindestens angeblich gefragt, die sagen

00:15:59: Europa, welche Telefonnummer soll ich anrufen.

00:16:02: Die Antwort von Donald Trump ist ganz klar.

00:16:05: Es ist eine Telefonnummer in Budapest.

00:16:07: Es ist die Nummer von Viktor Orban.

00:16:09: Sie haben völlig gerichtet.

00:16:11: Es gibt eine ganze, ich würde sagen, eine Partei von Donald Trump.

00:16:15: Kaczynski in Polen, Vizonen der Slowakai, Georgia Meloni, Marine Le Pen in

00:16:23: Frankreich, die AfD natürlich in Deutschland und allem voran Viktor

00:16:29: Orban. Und das ist ein zusätzliches Problem.

00:16:33: Denn wir alle verstehen.

00:16:37: Die europäische Antwort soll eine geschlossene, ein an Europa, das geschlossener

00:16:46: ist, das mehr tut für seine eigene Sicherheit.

00:16:50: Auch im digitalen Bereich, auch im demokratischen Bereich, nicht nur

00:16:56: militärisch.

00:16:57: Aber dieses Europa ist tief geteilt.

00:17:02: Es stehen ja einige Wahlen an in diesem Jahr.

00:17:10: Im Februar natürlich bei uns hier in Deutschland in Polen sind Präsidentschaftswahlen

00:17:14: im Mai, in Tschechien wird im Oktober ein neues Parlament gewählt.

00:17:17: Wovon, wovon hängt denn aus ihrer Sicht ab, ob und wie stark sich populistische

00:17:23: Positionen und Parteien durchsetzen können in Europa.

00:17:26: Und mit Blick auf die Außenpolitik müssen wir also einen weitererstarkenden

00:17:31: Nationalismus erwarten, stichwort natürlich auch gerade, dass was in Österreich

00:17:37: passiert ist und die ja die wahrscheinliche Tatsache, dass dann doch die

00:17:41: FPÖ unterhand Kickel in die Macht kommen wird.

00:17:44: Ja, in der Tat.

00:17:46: Also man kann nicht mehr vom

00:17:50: Far-Right, vom Extrem-Rechts-Räben,

00:17:54: denn das suggeriert ein Spektrum, wo irgendwo an den extremen,

00:17:59: gibt es Extrem-Rechts und Extrem-Links und das sind nicht mehr die

00:18:03: Extremen, die sind vieleorts an der Macht, in den Niederländen

00:18:09: beispielsweise, Ungarn, Slowakei und anderswo, Italien könnte man sagen.

00:18:14: Und jetzt kommt Österreich und dort, wo sie nicht an der Macht sind, sind sie

00:18:20: doch ein wichtiger politischer Faktor.

00:18:22: Sieht man doch Frankreich.

00:18:25: In Frankreich ist die politische Frage, ob Marine Le Pen

00:18:32: Präsidentin wird.

00:18:34: 2027, das ist die allesbestimmende Frage.

00:18:38: Also, also das ist eine ganz

00:18:41: starke eindeutige Tendenz und der AfD ist natürlich bei den

00:18:45: Umfragungsweiterpartei im Moment.

00:18:48: Ich würde zwei Antworten geben.

00:18:50: Erstens, dass diese harter Rechts, populistische, nationalistische Bewegungen

00:18:58: reden vor allem über die Immigration, über Einwanderung.

00:19:03: Aber es ist natürlich nicht nur, zu sagen, objektiv die Einwanderungszahl.

00:19:09: Da gibt es eine ganze Komplex von wirtschaftlichen, kulturellen Fragen

00:19:14: ringsherum.

00:19:16: Und die Frage an uns Liberalen Demokraten im breitesten Sinne ist, ob wir

00:19:21: glaubwürdige Antworten geben.

00:19:23: Nicht nur auf dieser Frage im engen Sinne, unter Kontrolle, illegale

00:19:29: Einwanderung, aber im breiteren Sinne auch sozusagen kulturpolitisch und

00:19:33: Wirtschaftspolitischen.

00:19:35: Zweitens, Sie sagten zu Recht, es gibt viele Wahlen.

00:19:40: Aber wenn im letzten Jahr die wichtigste europäische Wahlen überhaupt nicht

00:19:47: in Europa stattfand, das war natürlich die amerikanische Wahlen.

00:19:50: Viel wichtiger als die europa Wahlen.

00:19:53: So in diesem Jahr sind zwei Personen die wichtigsten Wahlen, die entscheidenden

00:19:58: Wahlen, die deutscher Wahlen.

00:19:59: Und wenn Sie die europa Wahlen ansprechen, wir haben auch eine neue EU-Kommission,

00:20:05: die jetzt so langsam erst die Arbeit aufnimmt und haben aber in den letzten

00:20:08: Monaten schon viel darüber gesprochen, wie die zusammengesetzt ist.

00:20:12: Es gab ja viel Aufregung, viel Diskussion und um die Ernennung von

00:20:16: Raphael Fito von den postfaschistischen Fratelli Detailja von Meloni, der EU-Kommissar

00:20:23: geworden ist. Ist das also ein Vorbot dessen?

00:20:25: Wir haben eben auch über Österreich gesprochen, also Zusammenarbeit mit

00:20:29: Populisten?

00:20:30: Offensichtlich.

00:20:34: Aber trotzdem würde ich sagen, wenn Sie nach Optimismus fragen, positive Zeichen.

00:20:42: So meine ich, dieses Europaparlament und vor allem diese europäische

00:20:48: Kommission ist etwas sehr positives.

00:20:52: Ja, zumindest strategisch formulierend Antworten auf den großen Herausforderungen,

00:21:01: sei es Sicherheitspolitik, sei es Digitalpolitik, sei es Klimawandel.

00:21:06: Das Problem ist nur, Europa im Sinne der europäischen Union ist immer nur entschieden

00:21:17: vorangekommen, wenn es eine Zusammenarbeit, eine kritische Masse

00:21:26: zwischen strategisch denkende europäische Kommission oder europäische

00:21:33: Institutionen und mindestens ein paar bedeutende europäische Regierungen

00:21:40: gaben, vor allem natürlich Vereinkeits- und Deutschland.

00:21:43: Das haben wir leider im Moment überhaupt nicht.

00:21:47: Es gibt zwei, vielleicht drei, große stabile Regierungen in Europa.

00:21:54: Großbritannien, aber das Land ist leider, leider außerhalb der EU.

00:21:58: Italien, aber Italien ist Meloni und Pulen.

00:22:07: Das heißt und auch deswegen, weil keine sehr stabile Regierung zu erwarten ist

00:22:17: in Frankreich in diesem Jahr, auch deswegen sind die Deutsche Waben so entscheiden.

00:22:23: Wir versuchen in diesem Podcast immer auch der Frage nachzugehen, was hat das eigentlich

00:22:31: alles mit meinem Leben zu tun, um so ein bisschen klar zu machen, so abstrakt ist

00:22:36: Außenpolitik eigentlich gar nicht und sie ist vor allem uns allen viel näher,

00:22:39: als man so denkt. Deswegen die Frage, welche Auswirkungen auf das tägliche Leben werden

00:22:45: denn eine Präsidentschaft von Trump, eine Erstärkung von Nationalismus in Europa und

00:22:50: all die Dinge, die wir gerade besprochen haben, welche Auswirkungen werden die haben?

00:22:54: Also Donald Trump hat mehrfach gesagt, das schönste Wort in der englischen Sprache heißt

00:23:02: Tariff, Zölle. Und wenn es dazu kommt, dass wir in Europa so oder so Tariffs, Zölle von 10,

00:23:15: 15 Prozent, was auch immer, dann hat das sicherlich eine unmittelbare Mehrfuerkung auf

00:23:23: unsere Wirtschaften, auf Arbeitsplätze, auf Lebensstandards. Das würde ich erst mal sagen.

00:23:31: Und zweitens, wir haben doch so lange gelebt, eigentlich einen Menschen Leben lang mit dem

00:23:43: Gefühl in den Hinterkopf, da werden immer die Vereinigten starken sein für unsere Sicherheit,

00:23:48: so oder so letztendlich. Und dass wir dann plötzlich nicht mehr damit gerechnet können,

00:23:56: das bringt meines Erachtens eine zusätzliche Faktor von psychologischer Unsicherheit vor allem.

00:24:03: Nicht sofort militär schon Sicherheit, aber psychologischer Unsicherheit in unseren

00:24:11: schon sehr verunsicherten Gesellschaften. Zum Abschluss würde ich gerne noch mal fragen,

00:24:17: Sie haben es ganz am Anfang gesagt, wir stehen eigentlich vor einem großen Fragezeichen,

00:24:21: dass sich nicht nur auf 2025, sondern auf das nächste Jahrzehnt bezieht. Als Historiker

00:24:26: schauen Sie natürlich viel zurück und Sie haben rückblickend dann festgestellt, dass eigentlich

00:24:31: schon seit 2008 die große Wende abwärts in Europa eingetreten ist. Wenn wir uns einen

00:24:36: Zeitstrahl vorstellen, wo würden Sie das Jahr 2025 einsortieren? Sind wir dann noch ganz am Anfang,

00:24:43: sind wir schon mittendrin in dieser, wir haben es vielfach gesagt, neuen Ehre?

00:24:47: Witten Sie, in den fünf Jahren nach 1945 haben wir in Grunde genommen die Fundamente des europäischen

00:24:58: Systems und nicht nur des europäischen Systems eine neue Weltordnung gebaut. Das Jahr 1950 war

00:25:08: schon NATO, war schon Vereinten Nationen, die Bretton Woods Institutionen und und und. Die

00:25:16: fünf Jahre nach 1989, da haben wir schon die Grundrisse der Nachmauerordnung, die waren schon

00:25:26: sichtbar. Es gibt keine neue Versuche, eine neue europäische Sicherheitsordnung. Es geht um die

00:25:33: Erwaltung der EU und der NATO, um eine Erwartung sozusagen des geopolitischen Westens. Wir sind

00:25:41: jetzt fast am Ende des dritten Jahres, seit dem 24. Februar 2022. Also ich würde sagen, in den

00:25:50: nächsten zwei Jahren entscheidet sich wahrscheinlich vieles darüber, wie diese neue Ehre, diese

00:26:00: neue Zeit aussieht. Das waren Einschätzungen, Analysen und Beobachtungen des Historikers und

00:26:06: Publizisten Timothy Garten-Ash. Wir sagen ganz sicher auch im Sinne unserer Zuhörer und Zuhörer

00:26:11: ganz, ganz herzlichen Dank. Bitte schön. Da haben wir einen Vergnügen. Wenn wir diese Folge noch ein

00:26:19: bisschen rekapitulieren, wie wir es zum Ende jeder Episode tun, da sind mir viele Aspekte

00:26:26: hängen geblieben, viele Aussagen und interessante Gedanken direkt zu Beginn. Das große Fragezeichen

00:26:32: eben nicht nur für das Jahr 2025, sondern eigentlich für das ganze Jahrzehnt gilt und

00:26:37: dass sich so in den nächsten zwei Jahren entscheidet, wie eigentlich genau diese neue

00:26:41: Ära aussieht und weitergehen wird, in der wir leben. Das Stichwort psychologische Unsicherheit

00:26:48: fand ich sehr wichtig, also dass eben der Effekt der Verunsicherung in der Außenpolitik durch Donald

00:26:55: Trump auch was machen wird mit unserer aller Köpfe und dass das jetzt eben wirklich das

00:27:01: Amerika von Donald Trump ist, das fand ich auch nochmal sehr bezeichnend und sorgt dafür,

00:27:07: dass ich mir noch mehr Gedanken mache, wie es dann ab dem 20. Januar weitergeht. Martin,

00:27:12: wie ging es dir? Ich habe drei Punkte, Katharina, nämlich einmal ganz grundsätzlich bewunderig

00:27:17: ja sehr diese analytische Schärfe und Klarheit, die Timothy Garten erschatt, diese Eigenschaft

00:27:24: an den langen Linien entlangschauen zu können als Historiker und da eben auf so Dinge zu kommen,

00:27:29: wie dieses Zitat "Wir in Friedenszeiten lebten", das ist mir sehr im Kopf geblieben, dass wir gerade

00:27:34: in den Wahlkampfzeiten jetzt nicht erwarten können, dass jemand zu ehrlich ist zu sagen,

00:27:38: na ja, eigentlich befinden wir uns in einer Art Krieg oder mindestens in einem Konflikt und das

00:27:44: ein bisschen genauer ausleuchtet, wie dieser Konflikt dann aussieht, dass das eine oder das

00:27:47: zweite schon. Und das Dritte ist, dass die USA eben zurückgehen werden in so ein Zustand einer

00:27:54: Großmacht des 19. Jahrhunderts, eine transaktionale Großmacht und dass in dieser Nachmauerordnung

00:28:00: auch so einen Begriff der sehr nachklingt, finde ich, dass in dieser Nachmauerordnung Europa

00:28:07: sehr, sehr alleine dasteht. Also das halt alles sehr nach und wie du gesagt hast in der Tat viele

00:28:12: Anlässe noch nachdenklicher zu werden, was dieses Jahr 2025 und die Folgen anbenannt. Und damit sind

00:28:19: wir am Schluss der ersten Folge von Staffel 2 angekommen. Sicher kein überwiegend positiver

00:28:24: Ausblick in dieses noch immer frische Jahrhaber. Politik beginnt ja nach Kruzz-Schumachern mit

00:28:29: den Mitdrachten der Wirklichkeit und ich fühle mein Zoo ohne rosa rote Brille. Und ungefiltert

00:28:35: nach vorne schauen, das wollen wir dann auch in Folge 2 von "Prot und die Welt". Dabei wird es

00:28:40: um eine Frage gehen, die auch jetzt in dieser Folge schon angeklungen ist, nämlich was Donald

00:28:45: Trumps China-Politik eigentlich für Deutschland und die Europäische Union bedeuten wird. Wir sehen

00:28:50: ja die Gefahr, dass wir eben mangels eigener Masse zwischen den Großmächten zerrieben werden

00:28:55: könnten. Ob das so ist, wenn ja, was dagegen zu tun wäre, das besprechen wir mit Thorsten

00:29:00: Benner, er leitet den Berliner Think Tank GPPI und beobachtet das Verhältnis zu China schon

00:29:05: lange intensiv. Für heute sagen wir herzlichen Dank fürs Zuhören. Ich bin Katharina Peetz.

00:29:10: Und ich Martin Bielecki. Merci für ihre Zeit und bis zum nächsten Mal.

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